Über Tinnitus Talk bin ich an die Rohdaten einer Online-Umfrage von Tinnitus Patienten gekommen. Unter anderem wurden dort über 5570 Mitglieder gefragt, welche Therapieoptionen sie ausprobiert haben und wie hilfreich sie diese einschätzen.
Die untersuchten Behandlungsmöglichkeiten
Ausgewertet habe ich die Daten bezüglich TRT (Tinnitus Retraining Therapie), CBT (Cognitive Behavioral Therapy, zu Deutsch: Verhaltenstherapie), Neuromonics (ein akustisches Verfahren), Trobalt (ein Antiepileptikum, inzwischen vom Markt genommen), Antidepressiva und Supplements (zu Deutsch: Nahrungsergänzungsmittel).
Die Unterteilung der Wirksamkeit erfolgt dabei in einer Skala von -2 bis +2, wie es dem Patienten nach der Therapie geht:
- -2 viel schlechter
- -1 etwas schlechter
- 0 kein Effekt
- 1 etwas besser
- 2 viel besser
Hier die Auswertung:
Frequency meint hier Häufigkeit, im Sinne von wie viele Patienten das entsprechende Resultat angegeben haben. Natürlich haben nicht alle 5570 Mitglieder von Tinnitus Talk alle genannten Therapieoptionen ausprobiert, zumal sie teils sehr teuer sind.
Und natürlich muss gesagt werden, dass diese Umfrage in keiner Weise wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Sie ist weder standardisiert hinsichtlich der Therapieanwendungen (Dossierung, Dauer,…) und natürlich ist sie nicht blind (Stichwort Placebo-Effekt).
Dennoch finde ich das Ergebnis recht interessant. Man sieht, das Verschlechterungen durch die Therapien eher selten sind, dagegen jedoch jede Therapie statistisch eine gewisse Besserung bringt. Dies kann wohl am besten durch den Placebo-Effekt erklärt werden und vermutlich auch dadurch, dass der Tinnitus in vielen Fällen von alleine mit der Zeit besser wird.
Man sieht auch, dass Nahrungsergänzungsmittel im Allgemeinen wenig zu bringen scheinen. Allerdings sind hier alle Mittel zusammengefasst. Während der eine NAC nimmt, nimmt ein anderer Ginko und wieder ein anderer Melatonin und somit ist die Aussagekraft dieser Statistik eher begrenzt.
Neuromonics ist ein recht teures Verfahren (mehrere Tausend Euro), das auf dem Abspielen von irgendwelchen Tönen basiert, die den T langfristig „heilen“ oder zumindest dessen Wahrnehmung abmildern soll. Ich würde mir, wenn ich die miserable Erfolgsstatisik anschaue, das Geld dafür sparen.
TRT (Tinnitus Retraining Therapie) ist ebenfalls recht teuer (mehr als Tausend Euro) und muss in der Regel selbst bezahlt werden. Zur Wirkungsweise schreibe ich noch einen separaten Artikel.
CBT (Verhaltenstherapie) wird dagegen von der Krankenkasse bezahlt und zeigt hier genauso gute Ergebnisse wie TRT. Es ist sicherlich eine sehr erfolgsversprechende Therapie und ich kann jedem dazu nur raten es zumindest auszuprobieren. In Absprache mit dem Therapeuten kann überlegt werden, ob zusätzlich ein Antidepressivum versucht wird, was die Erfolgsaussichten nochmal verbessern sollte. Zum Thema „Verschiedene Antidepressiva“ werde ich auch nochmal einen separaten Artikel schreiben.
Zu guter Letzt zum Trobalt, dem meiner Ansicht nach interessantestem Ergebnis bei dieser Auswertung. Es zeigt sich hier als klar wirksamer, als die Alternativen.
Leider ist es als therapeutisches Mittel nur sehr eingeschränkt empfehlenswert, da die Nebenwirkungen ernst sind und es zudem inzwischen auch nicht mehr vertrieben wird.
Was Trobalt ist und wie es bei Tinnitus helfen kann, beschreibe ich in einem eigenen Artikel.
Nachfolgend noch ein Vergleich der Behandlungsmöglichkeiten. Es wurden dazu die einzelnen Patientenbewertungen von -2 (viel schlechter) bis +2 (viel besser) zusammenaddiert und durch die Anzahl der Patienten geteilt. Je höher das Ergebnis, desto effektiver ist also eine Behandlung: