Im Folgenden möchte ich über eine oft unterschätzte und dabei doch immense Belastung schreiben, die ich den Gesundungsdruck nenne.
Mit Gesundungsdruck meine ich den Druck möglichst schnell wieder gesund zu werden. Jeder Erkrankte kennt dieses Phänomen wohl und wünscht sich, dass seine Belastbarkeit und Einsatzfähigkeit möglichst schnell wieder hergestellt werden.
Gerade am Anfang eines Tinnitus-Leidens stellt dies aber ein großes Problem dar.
Die Problematik
Der Erkrankung an Tinnitus ist an sich äußerst therapieresistent und kein Arzt und kein Onlinebericht kann einem den Verlauf der eigenen Erkrankung prognostizieren. Es kann sein, in einer Woche ist alles wieder gut. Es kann aber auch sein, in einer Woche ist es genauso oder schlimmer.
Und sicherlich ist auch wahr: Es gibt keine wirklich verlässliche Akutbehandlung um den Verlauf günstig zu beeinflussen. Zwar gibt es hier ein paar 1. Hilfe Tipps, aber ich würde lügen würde ich versprechen, dass damit der Tinnitus sicher bezwungen werden kann.
Somit ist man als neu an Tinnitus erkrankter nun in einer sehr unsicheren Lage. Man weiß überhaupt nicht, wie es weitergeht. Gleichzeitig macht man sich einen riesen Druck möglichst schnell wieder einsatzfähig zu sein.
Man will natürlich wieder für die Familie da sein, für die Arbeit und für sich selbst. Es soll alles wieder so sein wie vorher. Aber wird es das?
Diese Frage kann keiner beantworten und ich behaupte sogar, als Betroffener kann man es Anfangs am wenigsten. Von überall kommt nur Unsicherheit.
Und so leidet der Tinnitus-Betroffene am Anfang nicht nur an seinem Tinnitus, sondern auch unter besagtem Gesundungsdruck.
Wie damit umgehen?
Dass man diesen Druck verspürt ist, denke ich, normal und menschlich. Er sollte nur nicht überhand gewinnen. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen Betroffenen schon, wenn er sich dieses Drucks bewusst ist und diesen so vielleicht etwas besser akzeptieren und hinnehmen kann.
Man kann meines Erachtens in dieser Situation nur versuchen:
- den Druck zu erkennen,
- Geduld zu haben,
- möglichst verstärkende Faktoren zu reduzieren, (Z. B. indem man in seiner Familie und beim Arbeitgeber um Verständnis bittet)
- und sich der Erkrankung in gewisser Weise hingeben. (Indem man sich sagt, es wird besser, aber dauert halt so lange wie es dauert)
Sich Druck zu machen hilft niemanden weiter. Und nur weil man gesund werden will, wird man es noch lange nicht automatisch. (leider!)
Ein Gedanke zu „Gesundungsdruck“