Umgang mit Angehörigen

Außenstehende können nur schwer begreifen, was es bedeutet Tinnitus zu haben. Er ist unsichtbar, für alle anderen unhörbar, er führt nicht zu einer direkten Einschränkung. So hört man oft: „Man kann doch mit Tinnitus alles tun, was vorher auch ging.“ Das mag stimmt zwar, aber leider macht bei starkem Tinnitus nichts mehr Spaß und man wünscht sich vielleicht nur noch, dass der Tag oder -schlimmer noch- das Leben endet.

Selbst wenn man Außenstehenden dieses Video The Noise vorspielt, werden Sie es schnell wieder vergessen, wie es für einen Betroffenen ist sich diesem Dauerton nicht entziehen zu können.

Ich denke dies ist eine überlebensnotwendige Eigenschaft des Menschen, potentielles Leid ausblenden zu können und man sollte als Betroffener daher auch nicht dauernd Mitgefühl einfordern. Das ermüdet die Menschen im Umfeld und die Gefahr ist, dass sie sich irgendwann überfordert abwenden. Dies gilt vor allem für nahestehende Personen (Ehepartner/Lebenspartner, Eltern, Kinder,enge Freunde..), die in dieser Situation stark gefordert werden und nach einigen Wochen oder Monaten „Hilflosigkeit“ einfach sehnlichst wieder zur Tagesordnung übergehen wollen.

Anstatt Mitgefühl kann und sollte der Betroffene aber sehr wohl Rücksichtnahme einfordern. Das funktioniert auch auch über einen längeren Zeitraum.

Als Beispiel habe ich meiner Freundin oft gesagt, sie könne gerne Abends ausgehen. Leider könne ich sie nicht begleiten, da es mir nicht gut geht. Aber sie kann ruhig ohne mich gehen. Sie soll ihr Leben möglichst weiterleben. Sie müsse mich nicht dauernd bemitleiden oder mir die Hand halten. Das hat ganz gut funktioniert.

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